In den nächsten Wochen wird es im Gemeinderat um die Neufassung des bestehenden Bebauungsplans 100 – Schaffung von bezahlbarem Wohnraum – gehen.
Man erkennt in Positionierungen und Anträgen einiger Parteien und Gruppierungen die nahende Kommunalwahl im März 2020. Es wäre aber schade, wenn hier ein wichtiges Zukunftsthema – bezahlbarer Wohnraum für viele Mitbürger – für Gauting zerredet wird und wichtige Zeit erneut verloren geht.
Die amtlichen Daten (Gemeindedaten Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München) zeigen, dass Gauting als Teil der Metropolregion München moderat, aber keinesfalls unkontrolliert wächst, wie einige suggerieren wollen. Gleichwohl: es gibt erheblichen Veränderungen in der Bevölkerung durch Zu- und Wegzüge, für viele Menschen in Gauting ist die Wohnungsfrage ein ganz wichtiges Thema!
Was bedeutet es für eine Gemeinde,
- wenn die Kindergärtnerin Gauting verlässt, weil sie hier zwar arbeiten, aber nicht leben kann,
- viele Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung am Ort keine Wohnung finden,
- 300 Gautinger aufgrund ihres niedrigen Einkommens zwar einen Wohnberechtigungsschein haben, aber die Gemeinde ihnen mangels Wohnungen nicht helfen kann,
- in Gauting verwurzelte junge Berufstätige aus dem Elternhaus in eine eigene kleine Wohnung umziehen wollen, in Gauting aber nichts finden,
- die Feuerwehr den Bereitschaftsdienst eines Tages nicht mehr sichern kann, weil viele Freiwillige wegziehen, …?
Denn in Gauting wurden in den letzten Jahren wie im ganzen Landkreis viel zu wenig Wohnraum geschaffen – zudem mit einem Anteil von 80 % überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser – gebraucht werden aber vor allem Wohnungen!
Natürlich berührt das denjenigen zunächst nur wenig, der selber im womöglich eigenen Haus in Gauting wohnt und keine Umzugspläne hat. Aber kann das die Leitmaxime für die Weiterentwicklung unseres Ortes sein ? Sollen sich es nur noch Wohlhabende leisten können, nach Gauting zu ziehen ? Das dürfen wir nicht akzeptieren!
In der Gautinger Bevölkerung wird das Ziel eines vermehrten Baus bezahlbarer Wohnungen nach unserem Eindruck ganz überwiegend befürwortet. Aber natürlich gibt es bezüglich der AOA-Bebauung berechtigte Fragen der unmittelbaren Anwohner, die den aktuellen Zustand einer still ruhenden Liegenschaft mit dem wild bewachsenen Feld dahinter schätzen und nicht durchweg von einer wachsenden Nachbarschaft begeistert sind. Einige Anwohner wünschen sich daher ein geringeres Maß an Bebauung. Aber ist das mit dem Ziel bezahlbarer Wohnungen vereinbar angesichts der erheblich gestiegenen Bodenpreise und Baukosten?
Wer die Anzahl der Wohnungen beim AOA reduzieren will, muss nachweisen, dass die geringere Zahl an Wohnungen nicht zu teuer werden!
Wichtig in diesem Zusammenhang: die geplante Bebauung entspricht der Flächenverdichtung vergleichbarer Wohngebiete in Gauting, wie eine Analyse der UBG aufzeigt.
Die Gemeinde wird die überarbeitete Planung nach gründlichen Gesprächen mit allen Interessierten in den nächsten Wochen vorstellen. Im Bauausschuss am 10.9. wird darüber intensiv diskutiert werden, es gibt Anträge deutlich weniger Wohnungen zu bauen als ursprünglich geplant. Es muss sorgfältig geprüft werden, ob hierdurch die Anzahl der dringend benötigten Sozialwohnungen und der im „Einheimischen-Modell“ zu schaffenden Wohnraum reduziert wird, das ist nicht akzeptabel! Wir erwarten zeitnah noch in 2019 eine klare Entscheidung, die die Anliegen der Anwohner ernst nimmt und den Weg frei macht für dringend benötigte bezahlbare Wohnungen in Gauting!