Erhalt des alten Bahnhofshauptgebäudes – das war für manche das Highlight des Siegerentwurfes des städtebaulich Wettbewerbs zum Bahnofsareal, der am Montagabend etwa 100 interessierten Bürgern in einer informativen Veranstaltung im Gautinger Rathaus durch Clemens Fauth für das siegreiche Büro „Beer, Bembé, Dellinger“ vorgestellt wurde.
Professor Schiebel von der Regierung von Oberbayern lobte, dass sechs gute Entwürfe der Jury bestehend aus Fachleuten und Gemeinderäten aller Fraktionen vorgestellt wurden, aber „das Bessere sei nun einmal der Feind des Guten“. Er lobte am Siegerentwurf u.a. die massvolle Erweiterung des Bahnhofsplatzes, die aufgelockerte Bebauung der Bahnhofstrasse unter Vermeidung eines „Schluchtcharakters“ oder die sehr wirtschaftliche Gestaltung der P+R-Anlage als Tiefgarage mit zukünftig direktem Zugang zu den Bahngleisen.
Bürgermeisterin Brigitte Kössinger erläuterte, dass die Gemeinde alle sechs Entwürfe angekauft habe und damit eine gute Vorarbeiten für die zukünftige Bebauungsplanung des Areals habe, da damit auch überzeugende Ideen aus den Entwürfen der Platzierten übernommen werden können. Das Konzept wird also nicht 1:1 verwirklicht, stellt aber nunmehr eine fachlich fundierte Basis für die weiteren Entscheidungen im Gemeinderat dar.
Aber es geht natürlich um mehr als das Bahnhofsgebäude – hervorzuheben ist:
- Der „Kulturbahnhof“ mit altem Hauptgebäude und neuen Anbauten soll der optische Mittelpunkt des Ortes bleiben, die Treppe vom Bahnhof direkt auf den Bahnhofsplatz führen. Laut Bürgermeisterin Kössinger sieht das Bauamt das Gebäude als sanierbar (Energie, Barrierfreiheit) an und die alte Klinkerfassade lasse sich freilegen – das wird viele in Gauitng sehr freuen
- Auf dem heutigen Parkplatz soll neben dem ja bereits vorgesehenen Busbahnhof, der „Bike+Ride“ Fläche mit 558 überdachten Stellplätzen und der Tiefgarage
- ein Marktplatz für Wochenmarkt oder Flohmärkte
- ein Kinderhaus mit Lärmschutzwand zu den Bahngleisen und
- zwei Wohngebäude, die für „Starterwohnen“ bzw. als Wohnheim für Studenten oder Azubis gestaltet werden könnten entstehen
- viele gute Detailüberlegungen, um einen möglichst deutlichen „Grünzug“ entlang des Bahnhofsgeländes zu gestalten
- ein interessanter Entwurf für die mögliche Gestaltung der Bahnofstrasse gegenüber dem Sontowski-Areal, was nach einem Verkauf des Hotel Simon-Grundstücks, bald zu konkreten Diskussionen mit den Erwerbern führen könnte
Interessante und diesmal ausnahmslos sachliche Fragen ohne jede Polemik aus dem Publikum, die aber Diskussionsbedarf aufzeigten:
- viele Aspekte zum Verkehr noch unausgereift, z.B.
- die Zufahrt zur Tiefgarage von der Ammerseestrasse und fehlende Trennung vom Schul- und Radweg
- sehr knapper Raum für Kurzhalteplätzen für Abholer am Bahnhof (nur 4 „Kiss+Ride“-Plätze vorgesehen)
- ein komprimierter Busparkplatz gegenüber dem bisherigen Konzept
- kann man weniger Versiegelung bekommen („ja, muss überarbeitet werden“)
- schöne Granitbepflasterung – aber unbeantwortete Fragen zur Alltagstauglichkeit und Kosten
- Nutzungskonzept für den „Kulturbahnhof“ offen, hier ist laut der Bürgermeisterin ein multifunktionales Konzept erforderlich. Wünschenswert angesichts der Finanzsituation der Gemeinde ein Kulturverein, der das Objekt selbsttragend übernimmt (Bürgermeisterin Kössinger: „Meine persönliche Meinung ist, dass wir das Bahnhofsgrundstück nicht verkaufen sollten, Erbpacht könnte ich mir aber vorstellen“)
- Viele begreifen nicht, dass die Gemeinde über privates Eigentum nicht einfach verfügen kann („kann man nicht auf dem Postareal öffentliche Parkplätze vorsehen“)
- Unklar bleibt noch das Konzept für die „Starter- bzw. Studenten/Azubi-Wohnungen“ in Nachbarschaft zu den Bahngleisen
Bis zum 15.November kann man sich im Gautinger Rathaus noch alle sechs Entwürfe der verschiedenen Planungsbüros anschauen. Lohnend!