Würm Gauting

ZukunftGAUTING

Bürgeroffensive für einen starken Ort

„Unser Würmufer“ in Stockdorf – wird die Würm für die Bürger zugänglich?

Beim Ortsfest in Stockdorf im Mai hatten viele Bürger das erste Mal die Gelegenheit das verwunschene, aber vor der Öffentlichkeit abgeriegelte Gebiet direkt an der Würm im Herzen von Stockdorf in Augenschein zu nehmen. Und sie bekamen die Gelegenheit sich spontan zu den Plänen der Eigentümergemeinschaft zu äußern das Areal östlich und westlich der Würm neu zu entwickeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Worum geht es?

Das Vorhaben der Eigentümer

Östlich der Würm entlang der Gautinger Straße bis kurz vor den Baierplatz zieht sich das eng bebaute Areal mit gemischter gewerblicher und Wohnnutzung hin. Ankermieter ist dort die Firma Stanz- Schmid, die aber schon seit längerem einen neuen Standort sucht, um sich entwickeln und über moderne Produktionsabläufe verfügen zu können. Gauting ist hoffentlich möglichst bald in der Lage, Firmen wie Stanz-Schmid Klarheit zu geben, ob sie auf den geplanten Gewerbegebiete am Gautinger Feld oder beim Flughafen Oberpfaffenhofen („Galileo-Park“) einen neuen Standort finden und als Gewerbesteuerzahler der Gemeinde erhalten bleiben.

Stanz Schmid
Die Firma Stanz-Schmid ist an ihrem historischen Standort eingeengt und kann sich nicht zukunftsfähig entwickeln

Die Eigentümer wollen zum Glück in ihre Grundstücke investieren und die Verlagerung von Stanz-Schmid nutzen, um auf diesem Areal mit einer modernen Neubebauung sowohl neue, dorthin gut passende Gewerbeflächen sowie bezahlbaren Wohnraum entsprechend der Mischgebietnutzung des Gebietes zu schaffen.

Sie sind aber auch zugleich Eigentümer der Grundstücke auf der westlichen Seite, die sich entlang der Würm bis zum Schulersteg hinziehen. Dieses Gebiet ist heute öffentlich nicht zugänglich und nicht bebaut. Hier wollen die Eigentümer eine moderate Wohnbebauung realisieren, die vorrangig ortsansässigen Bürgern angeboten werden soll und zugleich das gesamte Areal entlang der Würm für die öffentliche Nutzung freigeben.

Flächen Würmufer
Guter Überblick, um welche Flächen es sich beim Projekt „Unser Würmufer“ handelt

Auf dem 1,6 ha großen  Kern-Areal möchten die Eigentümer – nach enger Abstimmung mit und aufgrund der Vorgaben der Gemeinde – eine zurückgenommene Bebauung mit modernen Wohnungen in drei Häusern und zusammen 20 Wohneinheiten realisieren. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine festgefügten Vorstellungen. Der Eigentümergemeinschaft ist – wie im Gespräch mit ZukunftGauting deutlich wurde – bewusst, dass eine solche Bebauung Rücksicht nehmen muss auf die stadtplanerischen Vorstellungen der Gemeinde und besonders sensibel mit dem Naturraum umgehen muss. Hilfreich für die Pläne ist, dass das Areal aufgrund der Topographie nicht hochwassergefährdet ist und auch nicht als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen ist.

Geplanter Wohnraum
Auf diesem weitläufigen Areal soll Wohnraum entstehen

Besonders charmant ist die Idee, den heute nicht öffentlichen Steg über die Würm auf das Gelände von Stanz-Schmid zu ertüchtigen, so dass die Öffentlichkeit an dieser Stelle auch die Würm queren und von der einen auf die andere Seite wechseln kann. Bei der weiteren Ausgestaltung schwebt der Eigentümergemeinschaft vor, die Energieversorgung der neuen Häuser durch das auch zukünftig weiter betriebene Wasserkraftwerk auf dem Areal sicherzustellen und ein möglichst klimaschonendes Konzept zu realisieren.

Steg über die Würm
Hier soll ein neuer Steg entstehen, der die beiden Ufer für die Öffentlichkeit verbindet

Der Zuweg für Fußgänger und Radfahrer zu dem Gebiet lässt sich über einen Stichweg zum Harmsplatz recht gut realisieren, als Zufahrt für PKW erscheint dieser aber nicht besonders geeignet. Die Hauptzufahrt muss daher über die Zugspitzstraße/Bennosteg realisiert werden mit entsprechenden Wendemöglichkeiten auf dem Grundstück selbst.

Zuweg vom Harmsplatz
Fußgänger und Radfahrer könnten einen einfachen Zugang zum Harmsplatz erhalten

Bezüglich des deutlich schmaleren Grundstückstreifens entlang der Würm vom Bennosteg bis zum Schulersteg soll ein öffentlich zugänglicher (nicht asphaltierter) Weg für Fußgänger oder Radfahrer entlang der Würm entstehen, der einerseits den naturbelassenen Charakter erhält, andererseits aber auch Aufenthaltsqualität bietet mit Sitzbänken etc.

Die Eigentümergemeinschaft ist offen dafür auf entsprechen Wunsch hin dieses Gebiet der Gemeinde zu einem niedrigen Erbpachtzins zu überlassen.

Teilstück zwischen Bennosteg und Schulersteg
Fußgänger und Radfahrer könnten hinter der Grundschule bis zum Schulersteg die Würm genießen

Die Kritiker

Zunächst scheint das Vorhaben bei den Stockdorfer Bürgern auf große Sympathie zu stoßen. In 1.500 Bürgergesprächen im Rahmen des Ortsfestes ergab sich eine Zustimmungsquote von 85 %, das scheint eine gute Basis zu sein, wenn es konkreter wird.

Allerdings gibt es unmittelbare Anwohner aus der Zugspitzstraße, die dem Vorhaben sehr kritisch gegenüberstehen. Hier ist zu berücksichtigen, dass es etliche Grundstücke gibt, deren Grundstücksgrenze direkt an den schmalen Streifen zwischen Benno- und Schulersteg grenzen. Wie wir bei einer Begehung feststellen konnten, sind hier die Grundstücksabgrenzungen oft gar nicht mehr richtig zu erkennen, da Begrenzungszäune nicht (mehr) vorhanden sind und es den Eindruck erweckt als ob diese Grundstücke bis an die Würm heranreichen, was ja tatsächlich nicht der Fall ist. Die Anwohner sorgen sich, dass bei einer Öffnung junge Leute hier sich häufig treffen und sich die Gegend zur „Partymeile“ entwickeln könnten.

Im politischen Raum in der Gemeinde ist die Gautinger SPD wie so oft strikt ablehnend bei diesem Projekt der Ortsentwicklung wohl vor allem aus Gründen des Sozialneids mit Hinweis auf eine wertmäßige Verbesserung des Grundstücks bei einer Bebauung.

Wie geht es weiter?

Der Bauausschuss hat in seiner letzten Sitzung am 26.7. gegen die Stimme von GR Brucker (SPD) beschlossen, einen Architektenwettbewerb als Realisierungswettbewerb durchzuführen (ausgelobt von der Eigentümergemeinschaft in enger Abstimmung mit der Gemeinde), dessen Kosten die Eigentümergemeinschaft tragen wird. Dem wird die Analyse des „Planungsverbandes äußerer Wirtschaftsraum München“ zugrunde gelegt, der bei der Vorbereitung und Begleitung des Wettbewerbs einbezogen wird. Dabei sollen explizit die Ergebnisse der Bürgerbefragung einschließlich vorgebrachter Bedenken und Anregungen einbezogen werden.

Fazit

Viele Gautinger und Stockdorfer Bürger haben schon seit langem den Wunsch, dass die Würm für die Öffentlichkeit besser zugänglich und erlebbar wird, gerade auch im jeweiligen besiedelten Ortskern. Insofern ergibt sich hier eine große Chance für Stockdorf.

Selbstverständlich gibt es in den nächsten Schritten eine Reihe wichtiger Fragen zu klären, u.a.

  • Umweltverträglichkeit der Bebauung auf der Westseite, Schutz des natürlichen Umfeldes der Würm
  • Verkehrliche Anbindung des Areals, Abschätzung der zusätzlichen Verkehrsbelastung, Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes (aufgrund der zentralen Lage und Nähe zur S-Bahn sollte ein starker Anteil Fußgänger-/Fahrradverkehr möglich sein)
  • Eine Übertragung des Areals zwischen Benno- und Schulersteg sollte die Gemeinde sehr kritisch hinterfragen – der Eigentümer sollte nicht die Verkehrssicherungspflichten und sonstigen Lasten an die Gemeinde abwälzen
  • Hoher Anteil von bezahlbaren Wohnungen im Gesamtvorhaben, Prüfung, ob Grundsätze der SoBon hier anzuwenden sind im Hinblick auf die Wertsteigerung des westlichen Grundstücks
  • Eine Beschränkung der Vermietung auf Bürger, die zuvor bereits in Stockdorf ansässig waren, halten wir für problematisch – es sollte keinen Unterschied machen, ob jemand aus Stockdorf oder einer Nachbargemeinde kommt

ZukunftGAUTING sieht das Vorhaben grundsätzlich positiv und wird es in den weiteren Schritten konstruktiv begleiten.

Es wird aber zugleich deutlich, wie problematisch es ist, dass die Gemeinde Gauting Gewerbetreibenden keine zumindest grobe terminliche Sicherheit zur Umsiedlung in die neuen Gewerbegebiete am Gauting Feld und in den Galileo-Park geben kann. Es wäre bitter, wenn Stanz-Schmid am Ende an einen anderen Standort außerhalb von Gauting wechseln würde und wir erneut ein mittelständisches Unternehmen, seine Arbeitsplätze und einen Gewerbesteuerzahler verlieren würden.

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