Mit der Frage „Geothermie statt Gas – eine gute Option für die Gautinger?“ leitete Dr. Andreas Albath, 1. Vorsitzender von ZukunftGAUTING die Informationsveranstaltung im Bosco am Mittwoch ein. Die Referenten Dr. Bernd Schulte-Middelich von der Silenos Energy, Dr. Fabian Kühnel-Widmann von der Gemeinde Gauting und Dominik Reingruber von der KWA Contrating AG waren sich am Mittwoch einig, dass hier ein klares „JA“ die richtige Antwort ist.
Bernd Schulte-Middelich erläuterte, dass die Vorbereitungen für die Bohrungen am vorgesehenen Bohrfeld in der Nähe des Flughafens Oberpfaffenhofen weit gediehen sind. Aus knapp 3000m Tiefe soll über 100 Grad warmes Wasser gefördert werden, dass dann über einen Wärmetauscher die Wärmeversorgung von Betrieben, öffentlichen Einrichtungen und privaten Haushalten der Gemeinden Gauting, Gilching und Wessling zukünftig CO2-frei, zuverlässig und zu attraktiven wirtschaftlichen Konditionen gewährleisten soll. Zur Heizperiode 2025/26 will Silenos Energy (Hauptgesellschafter Strabag und ASTO-Gruppe) lieferfähig sein. Mit 18 MW thermischer Leistung und einer Einsparung von 22.000 t CO2 im Jahr könne ein bedeutender Beitrag zur Erreichung der Energiewendeziele im Landkreis Starnberg geleistet werden. Auf Fragen in der mit über 80 Teilnehmern gut besuchten Informationsveranstaltung von ZukunftGAUTING im Bosco räumte er aber ein, dass natürlich dafür alles planmäßig laufen müssen und er die Skepsis mancher Besucher im Hinblick auf Verzögerungen verstehen könne.
Werden alle Gautinger Ortsteile angeschlossen? Und wann?
Viele Besucher wünschten sich konkretere Aussagen, wann sie denn mit einer Möglichkeit zum Anschluss rechnen könnten, insbesondere wenn sie sich relativ bald im Hinblick auf einen Ersatz für ihre heutige Gas- oder Ölheizung entscheiden müssen. Hier warben Fabian Kühnel-Widmann und Dominik Reingruber um Verständnis, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch keine belastbare Aussage gemacht werden könne. Kühnel-Widmann erläuterte, dass die Silenos Energy bis zum Übergabepunkt – hierfür soll eine Fläche im geplanten Gewerbegebiet „Gautinger Feld“ in Nachbarschaft zum Asklepios-Areal vorgesehen werden- verantwortlich ist. Gemeinsam mit der KWA Contracting AG (Tochtergesellschaft der Stadtwerke Schwäbisch-Hall), die für Planung, Bau und Betrieb zuständig sein wird, will die Gemeinde von da aus das Verteilnetz realisieren.
Erste Nutzer werden die Betriebe am neuen Handwerkerhof und die Wohnungen im Neubaugebiet „Am Patchway Anger“ (ehem. AOA) sein. Aber die Gemeinde will natürlich alle ihre Liegenschaften, zB. das Rathaus oder die Schulen am Schulcampus, mit Geothermie versorgen. Deshalb wird in einem ersten Ausbauschritt der westliche Teil von Gauting die Möglichkeit haben sich an das Versorgungsnetz anzuschließen und weitere Ortsteile dann Schritt für Schritt. „Reicht denn die Wärme überhaupt, wenn zwischen Bohrung und Abnehmer eine größere Entfernung liegt, zB. In Richtung Osten von Gauting oder bis nach Buchendorf?“ Hier konnten die Referenten beruhigen. Eine Temperatur von 70 Grad bei Übergabe an die Abnehmer, die auch für ältere Häuser mit Heizkörpern völlig ausreichend sei, werde überall erreicht. Schulte-Middelich wies im Übrigen daraufhin, dass Silenos Energy auch die Rechte für eine zweite Bohrung auf Gautinger Gebiet habe. Abhängig von der Nachfrage und Interesse könne diese dann in einem zweiten Schritt aktiviert werden.
Fazit: wer in den nächsten 12-24 Monaten eine neue Heizung braucht, wird sich eine Zwischenlösung überlegen müssen. Aber alle, die ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts eine neue Lösung realisieren möchten, werden mit der Geothermie eine neue Option erhalten.
Die Kostenfrage
Viele Teilnehmer interessierten sich natürlich auch für die Frage, wie hoch die Kosten bei einem Anschluss an das Geothermie-Netz ausfallen würden, ob einmalige Anschlusskosten entstehen würden und wie hoch die laufenden Kosten sein würden. Letztlich sei das ja für viele Bürger auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Hier hätten sich die Besucher konkretere Aussagen gewünscht, die aber derzeit offenbar noch nicht verlässlich möglich sind. Aber Dominik Reingruber sagte, dass KWA natürlich großes Interesse habe, möglichst viele Abnehmer anzuschließen und deshalb genau wisse, dass sich das für die Bürger auch wirtschaftlich rechnen müsse . Bernd Schulte-Middelich versuchte ergänzend eine klare Orientierung zu geben. „Der Vorteil der Geothermie ist, dass das heiße Wasser unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung steht, wenn erst die Bohrung erfolgt ist. Sie erhalten eine klimafreundliche und verlässliche Versorgung mit einer stabilen Kostensituation, die Basis für eine dauerhaft nachvollziehbare Preisentwicklung sein wird und Preissprünge wie derzeit bei Gas oder Strom unmöglich macht. Wenn sie heute ihre alte Heizung austauschen, entstehen ihnen Kosten für eine Wärmepumpe oder andere Heizsysteme, die dann entfallen.“ Er war überzeugt, dass die Versorgung über Geothermie nicht nur klimafreundliche, sondern auch wirtschaftlich attraktiv sein wird.
In der Debatte wurde darauf verwiesen, dass in Gilching bereits die ersten Kunden sich an das Netz anschließen konnten. Hier sind die Kosten aktuell 8,7 ct/kWh, auf 10 Jahre fix (mit einer Preisgleitklausel). Wir konnten das nicht näher nachprüfen, das erscheint aber durchaus attraktiv. Siehe hier
Fazit: wenn möglichst viele Bürger und Betriebe sich an die Fernwärme anschließen sollen, braucht es klare Aussagen zu Einmalkosten und später laufendem Aufwand. Je früher hier eine klare Orientierung gegeben wird, umso eher entsteht Vertrauen und die Bürger können sich konkret darauf einstellen.
Der ökologische „Business-Case“
„Bei einer Wärmepumpe ist das Ertrag/Aufwand-Verhältnis Verhältnis 4:1, wie sieht es denn bei der Geothermie aus ?“Wieviel Strom zur Förderung der Geothermie erforderlich sei, woher der komme und wie denn eigentlich die ökologische Bilanz der Geothermie ausfalle, wurde aus dem Publikum gefragt. Bernd Schulte-Middelich nahm dieses Anliegen offensichtlich gerne auf und verwies darauf, dass bei den konkreten geologischen Verhältnissen in unserer Region der natürliche Wasserdruck so hoch sei, dass das Wasser nach der Bohrung von selbst hochdrücke und lediglich für die letzten 100 m gepumpt werden müsse. Hierfür sei natürlich Strom erforderlich, der auch über eine PV-Anlage erzeugt werden könne. „Das Ertrags-/Aufwand-Verhältnis liegt bei 18:1, die Ökobilanz der Geothermie ist hervorragend!“ war sein Fazit.
Wie geht es weiter?
Der Gautinger Standortförderer Fabian Kühnel-Widmann war beeindruckt von dem großen und regen Interesse der Bürger. „Wir werden das mitnehmen und wissen, dass wir über unsere Webseite aber auch über informations-Veranstaltungen hier noch viel machen müssen. Das haben wir uns fest vorgenommen“. Aber schon jetzt besteht die Möglichkeit für die Gautinger Betriebe und Bürger ihr Interesse zu bekunden . Einfach eine Mail an post.geothermie@gauting.de senden, dann wird man in das Interessentenverzeichnis aufgenommen und erhält weitere Informationen, sobald diese vorliegen.
Wer mehr wissen möchte – die Präsentationen vom 14.12.22 finden Sie unten zum Download:
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